Viel und oft wird gesprochen von den so genannten heiligen Sprachen, die Astrologie so saht man sei eine, auch das Tarot. Wenige haben die heiligen Sprachen so wörtlich genommen und mit solcher Akribie und Geduld erforscht und studiert wie der Mann, über dessen Bücher ich hier reden möchte.
Das auf drei umfangreiche Bände angelegte Werk „The Key of it All“ von David Allen Hulse bringt nicht nur eine ungemein ausführliche Einführung und Darstellung der heiligen Sprachen, es bringt vielmehr diese in ihrer Gesamtheit – und es fällt einem wenig ein, was in diesem Opus Magnum nicht berücksichtigt wäre – auch noch dazu in ein System, ein heiliges System könnte man sogar mit Recht behaupten. Dabei ist der Autor keineswegs voreingenommen von irgendeinem populären oder vordergründig wichtigem „System“, einer besonderen okkulten Schule, oder einer bestimmten esoterischen Doktrin. Gerade das macht seine große Tabellensammlung so frisch und ja, so wenig trocken. Hulse zaubert mit Korrespondenzen und jongliert mit heiligen Zeichen und Buchstaben, und zwar buchstäblich mit so vielen davon, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Persönlichen Risiken ist er bei dieser selbst auferlegten Mammutaufgabe keineswegs ausgewichen. Was er in den ersten beiden Bänden präsentiert ist die reiche Ernte jahrelangen Ringens und Kämpfens um Verständnis und Erkenntnis. Andere würden mit einem Bruchteil seines Inhalts hunderte von Büchern füllen, doch Geschwätzigkeit ist nichts was Hulse zu interessieren scheint. So bleiben seine Bücher ein unschätzbar wertvolles Kompendium magischen Wissens und zugleich verweigern sie sich naturgemäß einem Erfolg auf dem esoterischen Marktplatz, in dem nur allzu oft Worthülsen gedreht und gewendet werden und gelesenes umfomuliert und paraphrasiert wieder zum Verkauf angeboten wird.
Was enthalten die Bände eins und zwei? „The Eastern Mysteries“, Band 1 der Trilogie, liefert alles was man als magisch operierender Zelator oder Ipsissimus (Anfänger oder Meister) wissen muss über die Sprachen Keilschrift, Hebräisch, Arabisch, Sanskrit, Tibetisch and Chinesisch. „The Western Mysteries“, Band 2 der Trilogie, behandelt die Sprachen Griechisch, Koptisch, Runen, Latein, Enochian, Tarot und Englisch. Jeder Band, aktuell lieferbar bei Llewellyn Publications, umfasst ca. 600 Seiten. Es ist ein Konzentrat an Wissen, ohne jedes überflüssige Wort, konzis und auf den Punkt präsentiert. Die erläuternden Texten zu den Hunderten von Tabellen sind flüssig und prägnant geschrieben, ohne Eitelkeit und ohne Hochmut ob solch immenser Wissensschätze. Welches Wissen? Im Kern ist es der Zusammenhang von Zahl und Wort, das Mitochondrium jeder wahren Magie. Dass Hulse sich auf diesen Aspekt fokussiert, macht diesen Tabellen-Almanach so unendlich nützlich und praktisch verwendbar. Es werden hier keine Theorien oder Mantren ausgebreitet, hier wird Buchstabe mit Zahl und Zahl mit Buchstabe abgemessen. Und alles im Leser verlangt nach dem abschließenden Band der Trilogie, der noch nicht erschienen ist. In diesem dritten Band nämlich plant der Autor keineswegs noch weitere heilige Sprachen ausfindig zu machen und zu untersuchen (natürlich gibt es sie, aber eine Gesamtheit einer solchen Aufgabe ist in einem Menschenleben nicht zu verwirklichen), nein, er plant in diesem dritten Band nicht die heiligen Buchstaben an den Anfang zu stellen, sondern die Zahl selbst.
Der uralte Traum von einem magischen Thesaurus, in diesem kommenden dritten Band von „The Key of it All“ wird er sich erfüllen. Das Wissen des Autors ist enorm und seine Zettelkästen müssen zahllos sein. Man stelle sich das nur einmal kurz vor: für jede Zahl, sagen wir zwischen eins und zehntausend, werden alle Wörter all dieser Sprachen gelistet, die auf magische Weise (andere verwenden hier den Begriff Kabbala, Gematria oder Isopsephie) mit dieser Zahl verbunden sind. Zu welchem Zweck? Weil dieser Zusammenhang zwischen Quantität und Inhalt das verloren gegangene Meister-Argument der Antike darstellt, nichts mehr und nichts weniger. Die Wissenden werden nicken, die Unwissenden wird es nicht berühren.
Mir geht es nicht anders als vermutlich vielen anderen seiner Lesern; ich kann das Erscheinen dieses dritten Bandes seiner phänomenalen Studienarbeit kaum erwarten; Wissenschaft und Religion—- hier finden sie zusammen. Ein Hoch auf den Autor: sein Thesaurus wird im Urteil der Nachwelt als ein Meilenstein der Jahrhundertwende betrachtet werden.